Teil A- Übergeordnete städtebauliche Entwicklungslinien in der DDR Teil B- Städtebauliche Entwicklung in Dresden
Auf der Suche nach einer der neuen Zeit
angemessenen Architektur wandte man sich kurz nach dem Krieg wieder dem
Bauhaus-Funktionalismus zu, dessen Prinzipen Eingang in die von der internationalen
Architektenvereinigung CIAM (Congrés Internationaux d’Architecture
Moderne) verabschiedeten Grundsatzdokumente (Erklärung von La Sarraz
1928, Charta von Athen 1933) gefunden hatten. Die Architekten orientierten
sich zunächst an der Bau- und Planungstätigkeit in allen vier
Siegerstaaten. Die damals entstandenen Entwürfe verarbeiteten Planvorstellungen
von Le Corbusier, die Umgestaltung Groß-Londons oder die Konzeption
der amerikanischen Gartenstadt Radburn. Überlegungen des Städtebaus
der Sowjetunion, die nicht dem von der CIAM
formulierten Leitbild der funktionellen Stadt entsprachen wurden nicht
in die Überlegungen zum Wiederaufbau einbezogen. Denkmalpflege: Kriegsbeschädigte Baudenkmäler wurden als Symbole einer ungeliebten Zeit häufig entgültig beräumt. Ein Rekonstruktionswille war auf politischer Seite nicht wirklich vorhanden. Wenn überhaupt der Wiederaufbau eines Baudenkmal in Betracht gezogen wurde, dann als Traditionsinsel gewissermaßen als Zugeständnis an den kulturellen Wert der alten Stadt.
Wiederaufbau in Dresden Dresden galt vor der seiner
Zerstörung im Februar 1945 als eine europaweit bekannte Kunst- und
Kulturstadt. Niemand rechnete damit, dass es je ein solch wichtige Rolle
in der Kriegsführung der alliierten Streitkräfte spielen würde.
Dementsprechend ungläubig wurden die Zerstörungen des ersten
Luftangriffes am 07.10.1944 in der Wilsdruffer Vorstadt aufgenommen. Am
16.01.1945 folgten weitere Angriffe, schwerst getroffen wurde die Stadt
jedoch erst in der Nacht vom 13. zum 14.02.1945. Am 13.02.1945 um 22.13
Uhr 244 verursachen britische Lancaster-Bomber einen verheerenden Feuersturm.
Drei Stunden später folgte ein zweiter Angriff durch 529 Bomber.
Ca. 35000 Menschen darunter sehr viele Flüchtlinge aus den Ostgebieten
verloren ihr Leben. Die wegen ihren Stadtbildes berühmte Metropole
wurde mit einem Schlage nahezu vollständig vernichtet. Die zweite
schleichende Zerstörung durch vollzog sich im Rahmen der „Trümmerberäumung“
bis in die 1960er Jahre.
Später sollte dieser
aus Quadern und Steinen der Schuttmassen bis zu zwölf Meter Höhe
aufgeschichtete „Stadtwall“ mit kleinen Bastionen, Ausstellungsgebäuden,
Trinkhallen, Gaststätten und ähnlichem planvoll gegliedert werden.
Letztendlich müsse sich der Stadtwall als abschließender Kranz
dem Barockcharakter der alten Innenstadt anpassen. Erste Entwürfe der Stadtverwaltung In der Ratssitzung am 12.11.45 gibt der Baudirektor Herbert Conert als
Leiter des Dezernates Aufbau den ersten Bericht über den „Wiederaufbauplan“
ab. Zunächst stellt sich dieser aus einer Zusammenfassung als eine
Bilanz der Zerstörung und der ersten Aufräumungsarbeiten. Für
mittelschwer beschädigte Wohnungen wurden 2500 Baugenehmigungen erlassen.
Begonnen werden konnte aufgrund des Baumaterialmangel nur zu 50 %. 900
Baugenehmigungen wurden für Verwaltungsgebäude, Industrie- oder
Kulturbauten vergeben. Es gab ein Defizit von 80000 Wohnungen, für
deren Wieder- bzw. Neuaufbau 20 Jahre veranschlagt wurden. Ideenwettbewerb 1946 Walter Weidauer rief am 18.01.1946 nicht nur Fachleute, sondern ausdrücklich
auch „Liebhaber und Laien“ zur Teilnahme am Ideenwettbewerb
zum Neuaufbau Dresdens auf. Die Ergebnispräsentation fand im Juni
1946 statt. Bis zum 10.03.1946 wurden 816 Einsendungen (~ 1000 Pläne
und schriftliche Äußerungen) gezählt. Am 15.08.1946 wurden
129 Preise und 92 Danksagungen verteilt. Dem behutsamen Vorgehen von Gerhard Krebs stehen Entwürfe wie von Hopp und Schneider entgegen. Hanns Hopps Plan sieht am Elbufer ein Gelände „der Ruinen, Restaurationen und Bauten der Gemeinschaft (neben Zwinger, Oper und Schloss kaum historische Gebäude) vor. Die gesamte Innenstadt (später „Zentraler Bezirk“ genannt) ist gekennzeichnet von kreuzförmigen Bürohochhäusern und mäandrierenden Wohnblöcken mit 20000 Wohnungen. Zukünftig sollen nur 10-15 % der Fläche bebaut werden im Gegensatz zu den ehemals 90-95 %. In Hopps Entwurf erinnert kein Straßenzug und kein historisches Gebäude an überlieferte Stadt. Stattdessen ist Dresden in Le Corbusiers Visionen einer ville radieuse umgesetzt worden Entwurf zum Wiederaufbau von Hanns Hopp, Juni
1945 Erst in späteren Fassungen erhält der Kern der Stadt (Altstadt) die historische Blockbebauung wieder. Herbert Schneiders Entwurf unterscheidet sich grundlegend, das historische Ensemble an Elbe bleibt bestehen, die Innenstadt wird vom Hauptbahnhof fächerförmig erschlossen und über die Prager Straße und den Ring weitergeführt. Sie öffnet sich trichterförmig zu einem neuem platzartigen Straßenraum, der vor dem Schloss endet. Das Taschenbergpalais ist auch in diesem Plan aufgegeben. Lediglich in der Kernstadt, der Südstadt und in der Johannstadt erinnert die Wiederaufnahme von Blockstrukturen an die historische Stadt. In den ersten Nachkriegszeiten werden sehr viele konträre Meinungen diskutiert. Im Herbst 1949 wird eine Bauausstellung in Dresden unter Motto „Neues Bauen – Neues Leben“ geplant. Die Wende in der Stadterneuerung Am 11.02.1946 wird die „Neuaufbau GmbH“ gegründet, die mit der Aufstellung eines Generalplanes betraut wurde. Dieser war für die Darstellung eines zukünftiges Bild der städtebaulichen Entwicklung unter Einbeziehung der politischen Erkenntnisse sowie wirtschaftlichen und technischen Gegebenheiten als auch unter den finanziellen Möglichkeiten verantwortlich. Conert stirbt am 07.06.1946. Noch rechtzeitig zur Ausstellung „Das neue Dresden“ erscheinen am 16.06.1946 als kleine Schrift seine „Gedanken zum Wiederaufbau Dresdens“. Die Ausstellung wir am 20.06.1946 durch Walter Weidauer eröffnet, der sich jedoch deutlich von Conerts Vermächtnis distanziert. In den Plänen von 1946 und 1947 wird die Kontinuität des überkommenen Stadtraumes in Sinne von Conerts Überlegungen dagegen noch belegt. Einzelne Gassen wurden hierbei aufgegeben, aber auf der Grundlage der historischen Straßenzüge soll durchgängig eine Blockbebauung mit viergeschossiger Bebauung und Satteldach wiederaufgenommen werden. Neue Dominanten werden vermieden, stattdessen sollen alle historischen Bauten rekonstruiert werden. Erst im Laufe des Jahres 1947 erfolgt ein entscheidender Wandel der Planungsziele. Hans Wermund wird am 30.10.1947 Stadtbaurat. Seine Sich der Dinge wird als eher nüchtern und wirtschaftlich-technisch denkend beschrieben. Die Leitung des Stadtplanungsamt übernimmt Kurt W. Leucht, unterstützt durch Johannes Hunger und Johannes Bronder. Die „Untersuchung der Innenstadt“ vom 10.02.1948 dokumentiert erstmalig den neuen Ansatz zu einem völlig neuen Raumgefüge. Die schrittweise Weiterentwicklung der darin geäußerten Gedanken führten zur „sozialistischen Stadt“ der frühen fünfziger Jahre. “Untersuchung der Innenstadt – Zone der Kultur und Zentralen Funktion“ von Kurt W. Leucht im Stadtplanungsamt, 10.02.1948 Leucht spricht in seinen Texten von dem 1934 von Wolfgang Bangert und Eugen Blanch in Köln geprägten und 1940 von Wilhelm Wortmann in Bremen und Hans Berhard Reichow in Stettin weiterentwickelten Leitbild der Stadtlandschaft. Leucht überträgt dieses Konzept in leicht veränderter Form auf Dresden, indem er vom Stadtlandschaftsraum spricht, der in überschaubare „Stadtlandschaften“ zu 30000 Einwohner gegliedert ist. Diese auch Stadtschaft genannte Einheit besteht aus „Funktionszellen“ zu 3000 bis 6000 Einwohner und entspricht einer Grundschuleinheit. Leuchts Planungsabsichten unterscheiden sich weder in den Formulierungen noch in den Plänen von denen in den anderen drei Besatzungszonen. Ähnliche Ziele verfolgt auch die „Freie Arbeitsgemeinschaft Neuaufbau“ unter Vorsitz von Mart Stam. Entwurf zum Wiederaufbau der Innenstadt von
Mart Stam, um 1948 Leucht fordert die Auflösung der jahrhundertealten Grundstücksgrenzen. Sein Ziel ist eine lebendige, menschliche und fortschrittliche Stadt , wobei mit fortschrittlich der ökonomische Aspekt bedacht wird. Noch bis zum Frühjahr 1950 galt
für Dresden unangefochten das Leitbild der aufgelockerten Stadt.
Diese „Auflockerung“ zeigte sich auch in dem großzügigen
Umgang mit den verbliebenen Ruinen. An der Elbe verblieben nach diesen
Plänen nur noch der Zwinger, die Hofkirche, das Ständehaus und
die Kunstakademie. Stams und Leuchts Pläne sind nur zwei Varianten
desselben Themas. Quellen / Literaturtipps: |
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