Kurzcharakteristik
Lage: Altgruna, zwischen Zwinglistraße, Rothermundstraße, Bodenbacher Straße, Schneebergstraße
Stadtteil: Gruna
Bauphase: 1974-1976
Kurzbeschreibung:

drei Wohnblöcke WBS 70/SM1 und SM4, 6,3 Mp/ 6-geschossig, 1- bis 4-Raumwohnungen, Durchschnittsgröße 56,68 m²/WE, Systemlänge 6,0 m, Erschließungsachse 2,4 m, Grundsegment 14,4 m x 10,8 m;
Loggienfassade mit Brüstungen in farbigen Wellpolyesterplatten, Außenwandflächen Kalksteinschotter

drei Wohnhochhäuser Typ WHH 17, 208 WE, Plattenbauweise 5 Mp, 1 bis 3-Raumwohnungen,
1.431 WE

Kaufhalle Typ ESK 700/850 (Stahlleichtbauweise)

Ambulatorium 12 Arztplätze (Stahlbeton-Skelett- Montage 2 Mp)

Kinderkrippe 90 Plätze (RE-Bauweise)

zwei Kindergärten 288 Plätze (RE-BauweiseI)

Öffentliche Einrichtungen von 9.316 m² Bruttofläche (als Unterbauten im C-Komplex)

Erschließung und Freiflächengestaltung

Nutzung: Wohn- und Geschäftskomplex

Beschreibung:

Das Neubaugebiet Altgruna befindet sich im Osten Dresdens. Vor der Zerstörung 1945 gab es im Bereich der Neubebauung hauptsächlich Gartenbaubetriebe und vor allem in Richtung Norden gründerzeitliche Blockbebauungen, die das Gebiet auch heute noch in dieser begrenzen.

Der Übersichtsplan verdeutlicht die Aufteilung des Aufbaugebietes Altgruna. In geradliniger Weiterführung der Zwinglistraße schließt sich eine Fußgängerzone an, die das Gebiet von West nach Ost durchquert. Im Süden an diese Fußgängerzone schließt sich das Bebauungsgebiet C an. Diese in WBS 70 ausgeführten Baublöcke verfügen über vorgezogene Ladenvorbauten, die dem Gebiet den Charakter einer Einkaufsstraße verleihen.

Auf der den Wohnblöcken gegenüberliegenden Seite befindet sich ein Ambulatorium mit verschiedenen ärztlichen Einrichtungen sowie eine HO-Kaufhalle. Des Weiteren wird dieser Bereich durch zwei nebeneinander stehende Wohnhochhäuser des Typs WHH 17 im Zentrum dieses Ensembles durchsetzt. Ein drittes schließt die Einkaufsstraße am westlichen Ende ab. Diese Wohnhochhäuser sollten als städtebauliche Dominanten das gesamte Bebauungsgebiet überragen und weithin sichtbar wirken. Im Norden wird der Wohnkomplex Altgruna durch zwei weitere Wohnneubaugebiete (Gebiet A und B) abgeschlossen. Dabei bilden die Wohnzeilen je einen fast geschlossenen Block mit Innenhof. Diese Bebauungsstruktur schließt an die historische Gründerzeitbebauung an.
Der zentrale Platz des Wohngebietes vor der Kaufhalle wurde künstlerisch ausgestaltet und sollte den Anwohnern als neues Zentrum ihres Quartiers dienen und die Identifikation mit demselben steigern.

Wohnbaublöcke WBS 70

Im Aufbaugebiet wurden drei räumlich voneinander getrennte Wohnkomplexe der Serie WBS 70/SM1 teilweise mit erweiterter Ausstattung errichtet. Die einzelnen Blockbebauungsgebiete werden aus Wohnzeilen zusammengesetzt. Diese bestehen wiederum aus Sektionen, die variabel kombinierbar sind.

Während die Gebäudebreite konstant bei 11,3 m liegt, ist die Länge von der Anzahl der verbauten, je 14,4 m breiten Segmente abhängig. Damit korreliert auch die Zahl und die Art der Wohneinheiten. Die Systemhöhe der Gebäude liegt bei ca. 20,0 m.
Die Blöcke des Gebietes C verfügen über eine erweiterte Ausstattung in der Erdgeschosszone. So wurden hier ursprünglich folgende Nutzungen angeboten: ein Kinder-, Damen- und Herrenausstatter, ein „Intershop“, Haushaltwaren, Lederwaren, das Eiscafé Iglu, eine Post, eine Bibliothek, Mode- und Kurzwaren sowie Spielwaren.

Aufgrund der Sicherung der Kapazitäten für die Ladenvorbauten im Bereich der Straße der Befreiung (Hauptstraße) musste in Altgruna auf den Errichtung dieser Ladenvorbauten im Bereich des Blockes C1 und C2 (Zwinglistraße) verzichtet werden. Die Fertigstellung der Neubauten in der Inneren Neustadt bis 1980 hatte Priorität.
Die Farb- und Oberflächengestaltung wurde bei allen Blöcken gleich geplant. Die Fassadensichtflächen sollten in Kalksteinschotter oder Rollkiesel und die Brüstungsplatten aus Wellpolyester bestehen. Für die Loggiarücklagen war ein englischroter Farbton vorgesehen.

Wohnhochhäuser WHH 17

Im Aufbaugebiet Dresden-Altgruna wurde die Errichtung von drei 17-geschossigen Wohnhochhäusern (D1, D2, D3) des Typs WHH 17 bis 1977 vorgesehen.

Hierbei handelt es sich um ein Wiederverwendungsprojekt entwickelt aus einem 15-geschossigen Angebotsprojekt. Das 17-geschossige Wohnhochhaus und seine Varianten wurden als Appartementhaus für Bürger höheren Lebensalters auf der funktionellen und konstruktiven Grundlage des 15-geschossigen Angebotsprojektes entwickelt. Das neue Projekt weist neben der Erhöhung der Geschosszahl auf 17 Montagegeschosse eine um 1,8 m vergrößerte Gebäudelänge aus. Die Grundrissabmessungen liegen bei 38,1 m x 18,8 m und die Systemhöhe beträgt 52,0 m.

Der Hauptzugang zum Gebäudes erfolgt über einen vorgelagerten Anbau, der gleichzeitig die Briefkästen, eine Türklingelanlage und einen öffentlichen Münzfernsprecher umfasst.
Das Wohnhochhaus ist funktionell geteilt. Im Erdgeschoss und Kellergeschoss befinden sich gesellschaftliche Einrichtungen und Funktionsräume. Zu diesen gehörten Räume der Kommunalen Wohnungsverwaltung wahlweise der medizinischen bzw. gastronomischen Einrichtungen, Müllsammel- und Altstoffraum, Abstellräume für Kinderwagen, Fahrräder sowie Garten- und Reinigungsgeräte als auch eine Trafostation und ein Eltschaltraum. Außerdem gab es eine Hauswäscherei mit fünf Waschautomaten und Schleudern. Es standen dazu drei mechanische be- und entlüftete Trockenräume sowie ein Mangel- und Bügelraum zur Verfügung. Unter der Annahme, dass etwa 50 % der Mieter die Wäsche schrankfertig behandeln lassen, konnten Kleinstwohnungen 1 x und größere Wohnungen 2 x im Monat die Hauswäscherei benutzen. Luftschutzmaßnahmen waren für 260 m² Kellerfläche (= 260 Personen) vorgesehen.
Die Vertikalverbindung im Hochhaus übernehmen zwei Personenaufzüge P 053 (je 6 Personen) und das Sicherheitstreppenhaus. Am Verkehrskern liegen die Müllabfuhr und der Lüfterraum der Abluftanlage. Sämtliche Geschosse sind in der Nutzung gleich ausgelegt.
Alle Wohnungen haben innenliegende Küchen und Bäder mit mechanischer Be- und Entlüftung.

Die Außengestaltung der Wohnhochhäuser wurde ebenso wie der pragmatische Innenaufbau funktional gelöst. Die Farbgebung der Fassaden im Wohnteil wurde in Spaltkeramik Nr. 060 (postgelb) ausgeführt, die Fassaden des Treppenturm in Spaltkeramik Nr. 470 (weiß). Die Loggiabrüstungen wurden aus weißen Polyesterwellplatten hergestellt.

Kaufhalle

Die Kaufhalle Dresden, Altgruna Typ ESK 700/850 m², Variante HO entstammt dem Angebotsprojekt des VEB Ingenieurbüro Bauwesen Halle. Der Standort wurde zwischen dem Platz Altgruna und der Leitmeritzer Straße gewählt. Die Kaufhalle wurde in Metallleichtbauweise mit Stahlstützen und Stahlbindern errichtet. Die Die Konstruktion baut sich auf einem Raster von 12 x 12 m auf. Eine Unterkellerung ist im nordwestlichen Teil des Gebäudes vorgesehen. Bei einer Grundfläche von 30,4 m x 48,4 m beträgt die Systemhöhe im nicht unterkellerten Teil 6,0 m und in unterkellerten Teil 9,0 m. Hierbei wurden die nach drei Gebäudeseiten ca. 4,2 m ausladenden Vordächer nicht berücksichtigt. Gegründet wird das Gebäude auf Einzel- und Streifenfundamenten. Für die äußere Farbgestaltung war in weiß und blau vorgesehen. Die Alucolorverblendung der Außenhaut sollte dabei in weiß gestaltet werden, die Stützen dagegen in blaugrau.

Freiflächengestaltung

Die Freiflächengestaltung war ein wichtiges Mittel, die einzelnen Gebäudekomplexe gestalterisch in einen räumlichen Zusammenhang zu bringen. Im Mittelpunkt stand die Ausgestaltung der Fußgängerzone und des zentralen Platzes. Zunächst sollte ein Leitsystem im Bodenbelag erkennbar sein. Hierfür wurden farbige, nach einem Muster gelegte Betonplatten verwendet. Der zentrale Bereich sollte mit Brunnenanlage für ein angenehmes Ambiente und als Aufforderung zum Verweilen dienen. Geschwungene Wege zwischen den Wohnhochhäusern sollten eine natürliche Wegeführung nachempfinden. Außerdem war die Aufstellung einer Plastik von Hesse am Platz einzuordnen. Diese Empfehlungen sollten dazu dienen, der zu befürchteten Monotonie entgegenzuwirken. Sie waren ein in den 1970er Jahren anerkanntes Prinzip zur Gestaltung von standardisierten Wohngebietsneuplanungen.
Der öffentliche Fußgängerbereich beginnend am Wohnhochhaus D1 an der Zwinglistraße und endend am Block C4 Rothermundstraße wurde mit Pflanzkübeln, Baumreihen und bildkünstlerischen Elementen gestaltet. Auch hier wurden die Gehwege farbig ausgelegt.

Quellen / Literaturtipps:

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