Kurzcharakteristik
Adresse: Prager Straße 17
Stadtteil: Altstadt
Architektenkollektiv: Ferenc Simon, Ivan Fokvari (Projektierungsbetrieb AETV Budapest)
Bauleitung vor Ort: Werner Wunderwald
Innengestaltung: Heinz Zimmermann, Harry Hirschfeld, Heinz Drache
Bauphase: 1970 - 1978
Kurzbeschreibung: viergeschossiger Kompaktbau mit vorgehangener plastischer Aluminiumfassade und zurückgesetztem allseitigem Schaufensterbereich, monolithische Stahlbetonskelettbauweise (Raster 12 m mal 12 m), 10800 m² Verkaufsfläche, Kundenrestaurant mit 232 Plätzen
Nutzung: Warenhaus

Beschreibung:

Der Warenhausbau wurde als nördlicher Abschluss der Neubebauung der Prager Straße im Zuge des Gesamtbebauungsplans für das Stadtzentrum erbaut. Projektierung als auch Ausführung wurden in deutsch-ungarisch-sowjetischer Kooperation realisiert. Die Projektierungsphase begann 1968 und dauerte 2 Jahre. Nach dem Baubeginn 1970 konnten nur Baugrube und Bodenplatte fertiggestellt werden, bevor es zu einer 3-jährigen Unterbrechung der Arbeiten kam - der Wohungsbau hatte vorerst Priorität. 1973 wurden die Arbeiten fortgesetzt, im Herbst 1978 konnte das Haus fertigestellt und eröffnet werden.

Das signifikante Merkmal ist die plastische Gestaltung der vier Fassaden, die von allen Seiten gleich ausgebildet sind. Hierbei wurden die drei Obergeschosse in einer aus eloxierten Aluminiumelementen montierten Fassade behangen. Dabei dient eine Stahlfachwerk-Konstruktion als Träger. Die Gitterstruktur dieser rhomboiden Leichtbauelemente gibt dem Kubus sein markant-kristallines Aussehen. Das Erdgeschoss des 102 m x 66 m messenden Gebäudes ist allseitig drei Meter zurückgesetzt und bringt als Schaufensterzone etwas Transparenz in das ansonsten fensterlose Gebäude. Diese radikale, geschlossene Art einer Wabenfassade ist hier weltweit das einzige Mal zur Ausführung gebracht worden.

Zum Zeitpunkt seiner Eröffnung galt dieses Warenhaus aufgrund seiner Ausstattung (Rolltreppen, Klimaanlage), aber auch seiner Arbeitsbedingungen als das attraktivste auf dem Gebiet der DDR.

Nutzungsgeschichte

Nach der Wende wurde das Kaufhaus zusammen mit dem benachbarten Gebäude, dem ehemaligen Restaurant "International", vom Hertie-Konzern übernommen, welcher 1994 mit Karstadt fusioniert wurde. Da Karstadt inzwischen begonnen hatte, genau gegenüber dem Centrum Warenhaus eine eigene Dresdner Filiale zu bauen, entstand nach deren Fertigstellung die paradoxe Situation, dass der Konzern zwei große Häuser an ein und derselben Stelle der Stadt besaß. Damit war das Todesurteil für das Centrum Warenhaus besiegelt, auch wenn es noch einige Jahre Gnadenfrist bekommen sollte.

2005 hat die Wirklichkeit das Gebäude eingeholt: Karstadt hat einen Käufer für die beiden Grundstücke des Centrum und des "International" gefunden - den holländischen Projektentwickler AM Development. Dieser plant anstelle der beiden DDR-Bauten eine neue Shoppingmall, die doppelt so groß werden soll wie Dresdens derzeit größtes innerstädtisches Einkaufszentrum, die "Altmarktgalerie".
Viele Dresdner haben sich in Leserbriefen, in öffentlichen Veranstaltungen und gegenüber dem Stadtplanungsamt für einen Erhalt der Fassade des Centrum Warenhauses und des kleinen, baumbestandenen Stadtplatzes vor dem Gebäude ausgesprochen. Die "Arbeitsgemeinschaft Centrum Warenhaus" bündelt und verstärkt die Aktivitäten für den Erhalt des Komplexes. Der Bauherr führt dieser Tage einen Gestaltungswettbewerb für die Fassade des neuen Einkaufszentrums duch. Dass die Silberwaben im neuen Entwurf Beachtung finden werden, darf bezweifelt werden - das letzte Wort ist allerdings noch nicht gesprochen.

Denkmalpflege:

Das ehemalige CENTRUM Warenhaus ist denkmalschutzwürdig, auch wenn es nicht unter Denkmalschutz steht. Es ist ein herausragendes Zeugnis der Architektur der 1960er und 1970er Jahre bzw. der Nachkriegsmoderne und sollte deshalb erhalten werden. Es ist seit mehr als 25 Jahren eins der markantesten Gebäude Dresdens und damit identitätsstiftend. Das CENTRUM Warenhaus ist ein wichtiges Bauzeugnis der DDR-Zeit. Auch diese Zeitschicht sollte weiterhin im Stadtbild von Dresden mit architektonisch herausragenden Solitärgebäuden in der Innenstadt erkennbar sein. Das ist ein wichtiger Bestandteil des städtebaulichen Ensembles Prager Straße, welches in Fachkreisen inzwischen als Meisterwerk der sozialistischen Stadtbaukunst eingestuft wird. Die futuristisch anmutende Fassade des CENTRUM Warenhauses weist eine ausdrucksstarke künstlerische Gestaltung auf. Das städtebauliche Nachkriegs-Ensemble der Prager Straße dagegen ist Ausdruck der Vision einer aufgelockerten modernen Stadt.

Link:
www.centrum-warenhaus-dresden.de
Die Webseite der "Arbeitsgemeinschaft Centrum Warenhaus", die sich für den Erhalt des akut vom Abriss bedrohten Gebäudes einsetzt.

Literatur:

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