Kurzcharakteristik
Lage: Wilsdrufer Straße in Höhe Altmarkt
Stadtteil: Altstadt
Architekten:

Ideenvorschlag: Leopold Wiel
Entwurf: Wolfgang Hänsch, Herbert Löschau & Kollektiv
Statik: Lothar John
Innengestaltung: Heinz Zimmermann
Akustik: Walther Reichardt
Freiflächengestaltung: Günther Krätzschmar
Wandbild „Weg der roten Fahne“ von Gerhard Bondzin
Bronzereliefs Eingangstür von Gerd Jäger

Bauphase: 1966-1969
Kurzbeschreibung: flacher Baukörper 102,80 m x 71,80 m x 19,35 m, bildet städtebaulichen Abschluss des Altmarktes nach Norden; monolithische Stahlbetonsskelettbauweise (Raster 6 m x 9 m), Sockelgeschoss Naturstein, Obergeschoss Aluminium-Glas-Elemente, teilweise Betonstrukturwände, Saalaufbau profiliertes Kupferdach; Mehrzwecksaal mit Kipp-Parkett 2.740 Plätze, Studiotheater 192 Plätze, Restaurant 205 Plätze, Klubräume 584 Plätze
Nutzung: Konzerthaus (u.a. der Philharmonie) / Mehrzwecksaal

Beschreibung:

Der Kulturpalast bildet den städtebaulichen Abschluss des Altmarktes nach Norden.
Seine Errichtung hängt eng mit den Planungen zum Stadtzentrum Anfang der 1950er Jahre zusammen. Der Anspruch, die Stadt nach sozialistischen Gesichtspunkten wiederaufzubauen, ging mit der Forderung nach dem Bau einer gesellschaftlichen Dominante einher. Die entsprechenden frühen Pläne für den zentralen Aufmarschplatz und die zugehörige Magistrale werden unter dem Kapitel Epochen - 1950-55 ausführlich behandelt. Für die Stelle des Kulturpalastes war eine Höhendominante á la Lomonossov-Universität (Moskau) vorgesehen.
Die Diskussion um die Ausführung des Kulturpalastes dauerte mehrere Jahre an. Die Konzeption einer städtebaulichen Höhendominante wird letztendlich unter ökonomischen Zwängen, andauerndem Protest und neuen politischen Vorgaben fallengelassen.

Auf der Grundlage des Vorschlages von Leopold Wiel werden weitere Planungen vom Kollektiv um Wolfgang Hänsch und Herbert Löschau angestrebt. Zur Ausführung kommt ein flacher Baukörper mit einer Grundfläche von 102,80 m x 71,80 m und einer Höhe von 19,35 m. Das geplante dritte Geschoss und die Tribüne werden auf Grund finanzieller Engpässe weggelassen.
Das Gebäude ist in Stahlbetonskelettbauweise erbaut. Die Sockelgeschossfassade ist mit rotem Granit verkleidet. Die Fassade der Obergeschosse wurde aus Aluminium- Glas- Elementen zusammengesetzt. Den zentralen Bereich der Innenausstattung nimmt ein Mehrzwecksaal mit heute 2.435 Plätzen ein. Diesem ist ein mehrgeschossiges Foyer vorgeschaltet. An den Seiten waren ein Studiotheater mit 192 Plätzen, diverse Klubräume und ein Restaurant untergebracht.

Charakteristisch im Stadtbild ist der Kulturpalast durch seine im markanten Gegensatz zur älteren Altmarktbebauung stehende Fassade. Das Foyers öffnet sich zum Altmarkt und das mit Kupferblech gedeckte Dach über dem Festsaal ist weithin sichtbar.
Auf der Webseite der Konzert- und Kongressgesellschaft mbH Dresden, der heutigen Betreiberin des Hauses, heißt es: "Das Raumkonzept des Kulturpalastes wird durch seine zeitlose Architektur getragen. Klare Formen und Strukturen sowie eine lichte und offene Atmosphäre charakterisieren das Gebäude."

Nach der Wende wurden im Palast neben den Musikveranstaltungen zusätzliche Nutzungen wie Tagungen und Kongresse etabliert. Zu diesem Zweck wurden in Teilen der vielen Nebenräume und Foyers Kongressbereiche eingerichtet. Im zweiten OG heißt dieser "Panorama" und besitzt 4 Salons. Im 1. OG findet man den Kongressbereich "Forum", bestehend aus den Salons "Zwinger" und "Semper". Auch das ehemalige Studiotheater im 1. OG wurde modernisiert und gehört nun zum Kongressbereich "Forum". Es wird aber auch heute noch für Konzert- und Theaterveranstaltungen genutzt.
Des weiteren erfolgten Eingriffe in die Fassade - um die Konzertkasse "Ticketcentrale" im Haus unterzubringen, wurde die Natursteinverkleidung im linken Teil der Vorderfront durch eine Glaswand ersetzt. Ein ähnlicher Umbau erfolgt derzeit auch an der rechten Seite.

Denkmalpflege:

Die Denkmalwürdigkeit des Kulturpalastes kann formal nicht in Frage gestellt werden. Das Gebäude stellt ein wichtiges Zeugnis einer abgeschlossenen Zeitepoche da. Es versinnbildlicht einen Architekturstil, der sich an moderne Vorbilder anlehnt. Das Gebäude steht seit seiner Erbauung im Zentrum aller gesellschaftlichen Aktivitäten und auch seine Erhaltung wird von der Bevölkerung befürwortet. Dies zeigt das starke Bürgerengagement und die zahlreichen Medienveröffentlichungen.
Der Kulturpalast ist somit nicht nur aus bauhistorischen Gründen, sondern auch aus kulturellen und gesellschaftlichen Gründen unbedingt unter den Maßgaben der Denkmalpflege zu schützen.

In den vergangenen Jahren gab es dennoch immer wieder Bestrebungen und Vorschläge zum Abriss bzw. Totalumbau des Palasts. Zusammenfassend kann man allerdings festhalten, dass zur Rettung des Gebäudes bisher vor allem die klamme Stadtkasse beigetragen hat, die die Mittel für einen kompletten Neubau für die Philharmonie einfach nicht aufbringen kann. Doch auch die krasse Abkehr vom Bestand, wie sie in vorgelegten Umbauplänen (ausführliche Vorstellung unter www.neumarkt-dresden.de) zu finden war, hat dazu beigetragen, dass der Protest gegen Abriß oder Verstecken des Palastes hinter vorgelagerten Neubauten noch intensiver und breiter wurde. Erwähnt werden sollte aber auch, dass der Architekt des Gebäudes, Wolfgang Hänsch, sich mit einem eigenen Vorschlag in die Debatte um den Palast eingebracht hat. Eine ausführliche Beschreibung dieses Entwurfs gibt es ebenfalls unter www.neumarkt-dresden.de.


Hinter Gittern: Das Jahr 2005 brachte dem Kulturpalast eine kosmetische Behandlung - die Schäden an den Betonelementen der Fassade (siehe oberes Bild) wurden ausgebessert und alles wieder strahlend weiß angestrichen.

Nachdem es Ende 2005 hieß, der Palast soll nun doch auf die Denkmalliste gesetzt werden, war diese Nachricht Anfang 2006 allerdings schon wieder veraltet - mit dem Eintrag soll nun noch bis 2007 abgewartet werden.

LINKS:

www.kulturpalast-dresden-erhalten.de
Die Webseite der Bürgerinitiative "Kulturpalast erhalten!", welche sich mit mit viel Engagement und eigenen Gestaltungsvorschlägen in die Abrißdebatte eingebracht hat. Hier finden sich ausfühliche Informationen zum akuellen Geschehen um den Palast in der jüngeren Vergangenheit.

www.kulturpalast-dresden.de
Die Webseite der Betreiber des Gebäudes. Hier findet man auch animierte Gebäudeschnitte und 360°-Ansichten der Innenräume.

Quellen / Literaturtipps:

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