Beschreibung:
Die Trainingsstätte für Kunst- und Turmspringen bildet mit
der Schwimmsporthalle die westliche Bebauung des Freiberger Platzes. Durch
die zentrale Lage der Trainingsstätte wird deren hohe gesellschaftliche
und politische Bedeutung hervorgehoben.
Der Komplex besteht aus drei Baukörpern, der Sprunghalle, der Gymnastikhalle
und den Unterrichtsräumen. Alle Gebäude wurde als monolithischer
Stahlbetonsskelettbau unter Verwendung von getypten Elementen insbesondere
in Bereich der Deckenteile, Dachbinder, Dachplatten, Stützen usw.
errichtet. Die Projektierung begann 1962. Zu diesem Zeitpunkt wurde im
Hinblick auf die im Oktober 1964 stattfindenden Olympischen Sommerspiele
in Tokio die Inbetriebnahme der Trainingsstätte für April 1964
festgelegt. Darum wurde bei der Projektierung eine erhöhte Montagefähigkeit
angestrebt.
Für die Errichtung des gesamten Außenmauerwerk wurden Mauerziegel
vorgesehen. Aufgrund wärmephysikalischer Forderungen wurden Giebel-
und Rückwände in Hochlochziegel ausgebildet. Die tragenden Außenwände
und Schäfte wurden teilweise gesondert errichtet, die durch Stahlbetonsäulen
bzw. Riegel und Stahleinlagen bewehrt wurden. Auch das gesamte Innenmauerwerk,
tragende Querwände bzw. Zwischenwände wurden gemauert. Alle
drei Baukörper sind nur erdgeschossig errichtet, das heißt
die Dachdecke bildet konstruktiv gleichzeitig auch die Raumdecke. Die
Sprunghalle erhält als Raumabschluss eine akustische Zwischendecke,
die gleichzeitig auch wärmegedämmt ist, so dass das Dach der
Halle als Kaltdach ausgebildet ist. Die Konstruktion für das Dach
der Gymnastikhalle ist die gleiche. Die Unterrichts- und Sanitärräume
sind durchlaufend in gleichen Höhen mit einer untergehängte
Drahtputzdecke versehen. In diesem Zwischenraum wird die gesamte Be- und
Entlüftungsanlage aufgenommen.
Als Tragkonstruktion für das Dach der Sprunghalle dienen fünf
Spannbetonbinder aus Fertigteilen für eine Spannweite von 21 m. Dieser
Binder ist trapezförmig und nimmt die Dachdecke sowie die untergehängte
Zwischendecke auf. In der Gymnastikhalle bilden drei Stahlbetonparallelbinder
mit einer Spannweite von 12 m die tragende Dachkonstruktion. Für
die Unterrichtsräume wurden neun Stahlbetonparallelbinder mit 7,50
m Spannweite verwendet. Die Dachneigung von 8 % für alle Binder wurden
dem Typenkatalog entnommen.
Sprunghalle
Die Sprunghalle ist als Hallenbaukörper ausgebildet. Die Nordostfassade
stand als Glasfassade den anderen drei Raumwänden offen gegenüber.
Der gesamte umlaufende Gebäudesockel ist in Zementputz glatt verrieben
und mit einem Farbanstrich ausgeführt. Die Fenstersäulen der
Sprunghalle und der Gymnastikhalle, die Hauptsimse und Simsbänder
bleiben in Sichtbeton mit Farbanstrich bzw. roh sichtbar. Die beiden Giebel
der Sprunghalle erhalten zur plastischen dekorativen Gestaltung trogartige
bzw. flächige Betonelemente, die rhythmisch versetzt wurden. Die
trogartigen Elemente sind mit farbigen Kleinmosaik ausgelegt. Die an den
Giebeln verblendeten Flächen sind mit Kratzputz-Edelputz ausgebildet.
Die Flächen auf der Sprunghallenrückseite sind in Kratzputz
farbig ausgebildet, ebenso die Flächen an den Außenwänden
der Gymnastikhalle. Sämtliche Fenster sind außen zweifarbig
abgesetzt.
Den Innenraum dominiert das 18 x 14 x 4,50 m große Sprungbecken.
An beiden Giebelseiten der Halle sind Sprungtürme angeordnet. Am
Südgiebel befindet sich der zehn Meter hohe Sprungturm, der mit Plattformen
in einer Höhe von 1,00 m, 3,00 m, 5,00 m, 7,50 m und 10 m Höhe
ausgestattet ist. Zu beiden Seiten des Sprungturmes sind zwei 3 m Sprungtürme
mit Federbrettern angeordnet. Auf der gegenüberliegenden Seite des
Wasserbeckens befinden sich zwei 1 m Sprungbretter auf Sockeln, ein 3
m Sprungbrett auf einer Plattform sowie ein Hydrauliksprungturm, dessen
Höhe von 1,5 m bis 4 m Höhe stufenlos verstellbar ist. An der
Fensterseite der Halle ist eine durchlaufende beheizte Sitzbank angeordnet.
Der gesamte Beckenumgang ist unterhalb der Decke mit einer Fußbodenstrahlungsheizung
ausgebildet. Vom Beckenumgang führt eine freitragende Stahlbetontreppe
zum Galeriegeschoss an der westlichen Raumseite. Die Galerie dient den
Aufenthalt der Schüler zu Beobachtungen des Springens bzw. zur Aufnahme
des Springens mit Zeitlupenkameras. Von der Galerie führt eine Treppe
in den Dachraum.
Im dahinter liegenden Teil der Sprunghalle befinden sich die Umkleide-,
Wasch- und WC-Räume und der Arztraum sowie ein Schwimmmeisteraum.
Gymnastikhalle
Die Gymnastikhalle schließt sich im Westen an die Sprunghalle an.
Sie ist mit einer Vielzahl von Turngeräten und speziellen Hängevorrichtungen
ausgestattet. Der Fußboden entspricht als Schwingfußboden
aus Holz mit Verankerungen für die Geräte den besonderen Nutzungsansprüchen.

Unterrichtsräume
Die Unterrichtsräume schließen sich in der Verlängerung
des Sozialteiles der Sprunghalle fortlaufend an. Am Flügel des Unterrichtsteils
sind vor- und zurückliegende Putzfelder in Verbindung mit den Fensterschäften
ausgeführt. In ihrer Struktur wechseln Edelkratzputz mit Glattputz
und Anstrich. Die Giebel des Unterrichtsflügels sowie der Luftschacht
an der Gebäuderückseite ist als Verblendmauerwerk in rotbunten
Klinkern ausgeführt.
Dieser Gebäudeteil ist zusätzlich über eine Eingangshalle
zugänglich. Die Raumkonzeption entspricht der Nutzung der Unterrichtsräume
für 30 Schüler. Es gibt einen Besprechungs- und Arbeitsraum
sowie einen Trainierraum.
Freiflächengestaltung
In engem Zusammenhang mit der Projektierung der Trainingsstätte
steht die Freiflächengestaltung im umliegenden Areal. Die Gesamtgröße
der Grünfläche und der Außenanlagen beträgt 4800
m². Für die Anpflanzungen musste zunächst Mutterboden auf
die bis zu 2,50 m dicken Trümmerflächen aufgetragen werden.
Entsprechend der Größe und der Funktion des Projektes sollte
auch für die Außenanlagen eine repräsentative Lösung
mit klarer Linienführung und -begrenzung gefunden werden. Die Gestaltungselemente
sollten wirksam das Anliegen der Architekten unterstützen, dass heißt
das gesamte Bauvorhaben sollte als einheitlicher städtebaulicher
Komplex in die Stadtgestaltung eingegliedert werden. Die besondere Aufmerksamkeit
galt der Großgrünordnung, welche die Raumwirkung unterstützen
und den sehr stark reduzierten Grünbestand in diesem Gebiet bereichern
sollte. Deck- und Blütensträucher wurden als dekorative (massierte)
Gruppenpflanzungen vorgesehen. Die Pflanzen wurden nach soziologischen
Aspekten ausgewählt.
Der 4,35 m breite Zugangsweg zum Eingang der Trainingsstätte erfolgt
über eine Treppenanlage, die geradlinig in das Gebäude führt.
Die Stufen wurden seitlich von einer Waschbetonmauer und einer Rasenböschung
begrenzt. Von beiden Seiten sollte eine reibungslose Einmündung der
Fußgänger ermöglicht werden. Für den Standort der
Plastik waren günstige Sichtbeziehungen ausschlaggebender Faktor.
Denkmalpflege:
Die Trainingsstätte für Kunst- und Turmspringen
sowie die nördlich anschließende Schwimmhalle stehen nicht
unter Denkmalschutz.
Sie stellen dennoch sehr gute Beispiele für den Sportstättenbau
dieser Zeit dar. Die Gebäude der Trainingsstätte für Kunst-
und Turmspringen insbesondere die Sprunghalle charakterisieren den Übergang
zwischen dem Bauen nach nationalen Traditionen und der Fertigbauweise.
Vor allem die Ausbildung der Außenfassaden stehen für eine
eher funktionale Gestaltung im Gegensatz zu den sonst dekorativen Schmuckelementen
des Bauens der fünfziger Jahre. Dieser Auflage folgt auch die einfache,
strukturierte Innenausstattung der einzelne Gebäudeteile.
2003 wurde die Sprunghalle umfassend modernisiert und mit einem Anbau
versehen. Dieser wurde notwendig, um eine große Zuschauertribüne
einbauen zu können. Damit sollte die Halle auch für internationale
Wettkämpfe tauglich gemacht werden. Dem Anbau fiel jedoch das charakteristischste
Element der Halle, die vollflächige Glasfassade in Richtung Freiberger
Platz zum Opfer.
Quellen / Literaturtipps:
Nr.
[5] - [11]
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